Redl / Zipf - Deckname "Schlier"

 

 

©2000 Josef B.
©2000 Josef B.

 

 

  1. Eingangsbunker zum Prüfstand-Stollensystem
  2. A4-Triebwerksprüfstand
  3. Eingang zu Stollen der Treibstoffproduktion
  4. Gleisanschluß
  5. Zum Trafobunker
 

Als im Oktober 1943 die Bombenangriffe auf Wr. Neustadt mit dem Raxwerk immer alarmierendere Ausmaße annahmen, begann man fieberhaft nach einem bombensicheren Standort für verschiedene Anlagen der Raketenindustrie zu suchen.

 

 

©2008 Thomas Kliebenschedel

©2008 Thomas Kliebenschedel
Einer der Stollen im Berg. Hier war die Produktion von Flüssigsauerstoff untergebracht

 

 

 

 

 

Bierkeller erwiesen sich in dieser Hinsicht als ideal, da sie tief unter der Erde lagen, eigentlich immer einen Gleisanschluß besaßen und praktisch schon chemische Industrie beherbergten. Nach relativ kurzer Suche wurde der Bierkeller in Zipf (40km WSW von Linz) als Standort für die V2 - Triebwerksprüfstände und die Flüssigsauerstoff - Produktion aus Wr. Neustadt ausgewählt.

Das Projekt wurde unter das Kommando von SS General Hans Kammler gestellt und erhielt den Decknamen "Schlier". Die Planung der Stollenanlage wurde an das Ingenieurbüro Fiebinger vergeben. Schon Mitte Oktober wurde ein eigenes KZ - Aussenlager errichtet, um die Bauarbeiten möglichst schnell voranzutreiben.

 

©2008 Thomas Kliebenschedel

©2008 Thomas Kliebenschedel
Der Triebwerksteststand im Wald.

 

 

 

©2008 Thomas Kliebenschedel

©2008 Thomas Kliebenschedel
Auf diesem Bild ist auch die tiefe Abgasschurre zu erkennen (links im Vordergrund)

 

 

 

 

Folgende Arbeiten wurden durchgeführt:

 

    - Ausbau der vorhandenen Stollenanlage
    - Bohren zusätzlicher Stollen
    - Errichten eines 1,6km langen Anschlußgeleises
    - Errichten der Triebwerksprüfstände
    - Errichten eines großen Trafobunkers
    - Abteufen eines 40m tiefen Aufzugsschachtes
    - Errichten der Flüssigsauerstoffproduktion Deckname "Rella X"

     

 

 

 

© Thomas Kliebenschedel

©2008 Thomas Kliebenschedel
Der Trafobunker heute - er beherbergte einen 80 Tonnen schweren Trafo, der die riesigen Mengen an Strom lieferte, die für die Flüssigsauerstoff – Produktion notwendig waren. Die Decke ist 3 Meter dick. Er war als Heustadel mit Holzdach und aufgemalten Fenstern getarnt.

 

 

 

 

 

Die Arbeiten kamen schnell voran, sodaß schon Anfang 1944 der Betrieb aufgenommen werden konnte.

 

 

Die Hauptaufgabe dieses sogenannten "Vorwerkes" war es, die einzelnen Triebwerke (= "Öfen") der V2 Raketen zu testen. Dazu wurden die Öfen einem 60 Sekunden dauernden Brenntest unterzogen. Daß diese extrem lauten Vorgänge von der Bevölkerung nicht unbemerkt blieben ist wohl selbstverständlich.

Während der Tests kam es auch zu einer schweren Explosion, die viele Verletzte und Tote forderte. Obwohl nie wirklich geklärt wurde, was die Explosion verursachte, wurde ein KZ Häftling wegen angeblicher Sabotage ermordet.
Wegen der nie geklärten Ursache der Explosion wurden schließlich die Triebwerkstests in "Schlier" aus Sicherheitsgründen eingestellt. Es verblieb nur die Herstellung von flüssigem Sauerstoff.

 

 

Im späteren Verlauf des Krieges wurde in die Stollenanlage auch ein Teil des "Nibelungenwerkes" verlagert. Erwähnenswert ist auch eine Episode aus den letzten Tagen des 3. Reiches – das "Kommando Bernhard". Damals wurden KZ Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen (D) nach "Schlier" gebracht, um dort Pfund- und Dollar – Falschgeldnoten zu drucken. Ziel war es diese Währungen dadurch zu destabilisieren. Beim Herannahen der US Streitkräften wurden die KZ Häftlinge getötet und die Druckmaschinen und Banknoten im Toplitzsee versenkt.

 

Zustand heute:

Der Trafobunker ist noch erhalten (siehe Foto). Die Stollen werden z.T. wieder als Bierkeller verwendet. Die Teststände sind baulich relativ gut erhalten. Die technischen Einrichtungen wurden entfernt.

 

 

Falls Du weitere Informationen, Fragen oder Anmerkungen hast, schreib sie bitte einfach ins Forum!

 

 

M.S. 

 

 

 

 

 

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