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Es gehört wohl zu den großen Fragezeichen des Zweiten Weltkrieges, warum es von Deutscher Seite bis zuletzt verabsäumt wurde, die chemische Industrie in geschützte Bereich zu verlagern. Als man dies kurz vor Kriegsende doch noch versuchte, ware es viel zu spät und noch immer in zu geringem Umfang.
(C)2007 Schmitzberger
Ein Stollenmundloch des Bergbaues Großkogl in Brixlegg
(C)2007 Schmitzberger
Einige erhaltene Gebäude des Bergwerks Großkogl
Ein Beispiel dieses hoffnungslosen Versuches war die Produktionsanlage mit dem Decknamen "Wiesel" der IG-Farbenindustrie AG Werk Hedebreck. Hierzu sollten die vorhandenen Stollen des Kupferberbaues Großkogl unter dem Decknamen "Rabe" großzügig ausgebaut werden (1).
Zwar gibt es teils widersprüchliche Angaben zum Produkt der Anlage, es dürfte sich aber um Tetraethylblei (=TEL) gehandelt haben (2) - einem Antiklopfmittel für Ottokraftstoffe (extrem wichtig für Flugbenzine).
Dies dürfte erklären, warum das Vorhaben "Rabe" einerseits im Zuständigkeitsbereich des Generalbevollmächtigten Chemie andererseits aber auch unter dem Mineralölsicherungsplan zu finden ist (1). Die geplante Produkion betrug 200 to/Monat (2).
Die unterirdischen Arbeiten wurden von der OT-Einsatzgruppe Alpen durchgeführt (1), was wohl gemeinsam mit dem Projekt "Stichling" zu einem massiven Abzug von Arbeitskräften von der Baustelle des Tauernkraftwerks Kaprun führte.
Die Versuche diese Produkionsanlage unterirdisch zu verlagern kamen jedenfalls derartig spät, dass bis Kriegsende keine Produktionsmaschinen in den Berg gebracht werden konnten (2). Die Reservierung des Bergwerks für diese Fertigung war immerhin erst am 2. Dezember 1944 erfolgt und es sollten noch 22.000 m³ an Gestein ausgebrochen werden, um die benötigten 10.000 m² Produktionsfläche zu schaffen (1). In der United States Strategic Bombing Survey wird der September 1944 als Projekt-Starttermin angegeben. Das geplante Inbetriebnahmedatum war mit Februar 1945 festgelegt - was aber bei weitem nicht eingehalten werden konnte (3).
Im Nachhinein gesehen war es wohl ein weiterer Puzzlestein, der zum völligen Zusammenbruch der Flugbenzinversorgung und damit der Deutschen Luftwaffe führte.
Quellen und weiterführende Literatur
(1)- Wichert; Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges
(2)- United States Strategic Bombing Survey; http://orbat.com/site/sturmvogel/ussbschem.html
(2.7.2007)
(3)- United States Strategic Bombing Survey; http://orbat.com/site/sturmvogel/ussbsappa.html#lead
(2.7.2007)
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