St. Margarethen - Deckname "Sandstein"

 

Zu den unbekannten Stollenbauprojekten des 2. Weltkrieges gehört sicherlich die Anlage "Sandstein" im Römersteinbruch St. Margarethen im Burgenland.

Eindeutig dokumentiert ist nur der Deckname "Sandstein", der in der Liste der Decknamen für Untertage-Verlagerungen nach dem Stand vom 6. Juli 1944 und vom 15. Jänner 1945 auftaucht(1).

(C) Schmitzberger 2007
Foto: (C) Schmitzberger 2007
Der Römersteinbruch heute

Auf den Zweck der Anlage, bzw. welche Art von Fertigung hier unter die Erde verlagert werden sollte, gibt es keine Hinweise.

Gesichert ist jedoch die Tatsache, dass die "Großdeutsche Schachtbau und Tiefbohr Gesellschaft m.b.H." in Eisenstadt eine Aussenstelle betrieb, über die der Schriftverkehr zur Stollenanlage "Sandstein" abgewickelt wurde.
In den erhaltenen Briefen des "Oberbergamtes Ostmark" geht es vor allem um die Abgabe von Bergarbeitern an "Sandstein", die sich dann wiederum beschwerten, dass sie dort keine richtigen bergmännischen Arbeiten zugeteilt bekamen. Wieder andere Bergleute wurden dann zum Decknamen "Quarz" weiterbefohlen(2).

(C) Schmitzberger 2007
Foto: (C) Schmitzberger 2007
Lage des einstigen Bahnhofs St. Margarethen


Der Standort für eine Stollenanlage dürfte sehr günstig gewesen sein. Einerseits durch die geologischen Bedingungen im Steinbruch (leicht zu bearbeitender Sandstein) andererseits durch den damals bestehenden Eisenbahnanschluss an die einstige Strecke Schützen - Oslip - St.Margarethen/Rust.


(C) Schmitzberger 2007
Foto: (C) Schmitzberger 2007
Einschnitt im Berg für den einstigen Gleisanschluss Steinbruch/Stollenanlage


Aus den Briefen des Oberbergamtes Ostmark läßt sich auch herauslesen, dass zumindest ab April 1944 Bauarbeiten durchgeführt wurden. Das Ende der Arbeiten muß spätestens im März 1945 erfolgt sein (Einmarsch der Roten Armee), der geringe Umfang der durchgeführten Arbeiten deutet jedoch auf eine wesentlich frühere Einstellung der Baustelle hin.



Im März 1945 spielten sich im Steinbruch noch entsetzliche Szenen ab. Duch das Herannahen der Roten Armee wurden tausende jüdische Häftlinge von den Baustellen des Südostwalls in Gewaltmärschen nach Westen getrieben. Im Römersteinbruch befand sich dabei ein großes Sammellager in dem etwa 5.000 bis 6.000 Juden aus Sopron und weitere Kolonnen aus Lagern im Nordburgenland zusammengefaßt wurde. Alleine direkt im Steinbruch wurden mindestens 18 Häftlinge durch SS-Wachen mit Steinen erschlagen (3).
Der Todesmarsch sollte die Juden noch weiter nach Mauthausen und Gunskirchen führen (3).



M.S.

 

Quellen und weiterführende Literatur
(1) - Wichert; Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten
      des zweiten Weltkrieges
(2) - Archiv der Republik; Dokumente Oberbergamt Ostmark
(3) - http://www.mauthausen-memorial.at/db/admin/de/show_article.php?
      cbereich=1&cthema=44&carticle=181&fromlist=1
      (18.8.2007)

 

 

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