Furth bei Göttweig, Ortsteil Aigen - Deckname "Rosmarin"

 

Gleichzeitig mit der Beschlagnahme des Stiftskellers in Furth (Reseda) Mitte 1944 requirierte man weitere zwei Kelleranlagen im Ortsteil Aigen. Diese, ebenfalls im Besitz des Stiftes Göttweig befindlichen Keller, werden als "Neukeller" und "Priorkeller" bezeichnet. Die beiden Keller führen parallel in einen Lößhang und sind durch Quergänge miteinander verbunden. Von den Verbindungsgängen führten 2 Notausgänge ins freie. Die Kellerwände bestehen aus Ziegelgewölbe, wobei der "Neukeller" einen Zementverputz erhielt und Feldbahngleise in den Betonboden eingebaut wurden. Kriegsgefangene stellten Panzerteile für die Nibelungenwerke her. Untergebracht waren diese gemeinsam mit den bei "Reseda" eingesetzten Gefangenen im Meierhof des Stiftes Göttweig in Furth (Außenlager von Stalag XVII B Krems-Gneixendorf). Am Hang vor den Kellern, eine Geländestufe tiefer, wurden 2 Bürobaracken aus Betonfertigteilen für die Betriebsleitung von Rosmarin errichtet.

 

© 2001 Josef B.

Foto: der "Neukeller" bzw. "Priorkeller" im Ortsteil Aigen /Furth heute

 

Als Anfang April 1945 die Sowjettruppen in den Raum St. Pölten vordrangen, wurde die Fertigung eingestellt und die Betriebseinrichtungen nach Oberösterreich rückverlagert. Die geräumten Keller dienten in den letzten Kriegstagen der Zivilbevölkerung als Schutz vor den ständigen Tieffliegerangriffen der USAF.

 

© 2001 Josef B.

Foto: Vorderfront des Kellerhauses - es sind noch die Spuren der Splitterwirkung von vor dem Keller detonierten "Stalinorgel" - Werfergeschossen erkennbar

 

In den frühen Morgenstunden des 8. Mai 1945 feuerten die Sowjets aus dem Raum Maria Ellend (nördlich St. Pölten, bei Statzendorf) mehrere Salven aus "Stalinorgel" Werfern auf Furth ab. Einige Werfergeschosse detonierten vor dem "Priorkeller" und töteten 2 Frauen, welche sich in den schützenden Keller flüchten wollten. An der Außenmauer des Kellergebäudes sind heute noch die Einschläge der Splitter zu erkennen.

Heutiger Zustand: Die Keller sind erhalten und an Privatpersonen vermietet, die Verbindungsgänge sind in der Mitte abgemauert. Die beiden Notausgänge sind verfallen bzw. mit Müll aufgefüllt. Die ehemaligen Bürobaracken sind ebenfalls noch vorhanden und werden für Lagerzwecke von einem Weingut genützt.

 

 

 

 

April 2001

Josef. B.

 

 

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