Trasdorf - Deckname "Isabella"

 

Im Bereich zwischen den Ortschaften Trasdorf und Dürnrohr (etwas westlich des IG-Farben Chemiekombinats Moosbierbaum) befand sich während des zweiten Weltkrieges ein "Heimatlager" für A4-Raketen mit dem Decknamen "Isabella". In der Literatur wird sie unter der Ortsbezeichnung "Reidling" geführt, da im dortigen Bahnhof das Nebengeleis zur Anlage abzweigte.

 


Foto: www.461st.org
Luftaufnahme der Anlage vom 1. März 1945. Gut zu erkennen sind die fischgrätenförmig angeordneten Raketenlagerbaracken.

 

Das "Aggregat 4", auch bekannt unter dem Namen V2. In Trasdorf war eine große Zahl an Lagerbaracken vorhanden, in den diese Raketen liegend untergebracht werden konnten. Die Baracken verfügten über einen Feldbahnanschluß und waren im Fischgrätenmuster angeordnet, um bei Bombentreffern die Auswirkungen zu minimieren.
Von den "Heimatlagern" aus wurden Raketen an die Front gebracht, wo sie von mobilen Einheiten abgeschossen wurden (meist gegen London).


Foto: (C) Schmitzberger 2006 (Modell 1:35)


 

Geschichte
Nach der Bombardierung der Raketenforschungsanlagen in Peenemünde, war es ursprünglich geplant im Raxwerk in Wr. Neustadt eine Montagelinie für A4 Raketen (V2) unterzubringen. Zu diesem Zweck dürften in der weiteren Umgebung auch einige "Heimatlager" zur Unterbringung der fertigen A4 entstanden sein - so auch die Anlage "Isabella" bei Trasdorf im Tullnerfeld.
Da aber das Raxwerk nie richtig in Betrieb ging, bleibt es ein Rätsel, warum "Isabella" fertiggestellt wurde und scheinbar auch den Betrieb aufnahm.
 

 

(C) 2005 Markus Schmitzberger
Foto: www.461st.org / Editiert von M.S.
Identfizierungsversuch

 

Ein Zeuge
Der ehemalige Stv. Dienststellenkommandant von "Isabella", Siegfried Selle, hat seine Erinnerungen schriftlich festgehalten. Danach wurde die Anlage im Frühjahr 1943 errichtet und blieb bis zm 5. Februar 1945 in Betrieb. In dieser Zeit wurden in insgesamt 45 Lagerbaracken A4-Raketen und zugehörige Sprengköpfe gelagert. Die Eisenbahn-Bedienung erfolgte über ein Nebengeleis von Bahnhof Sitzenberg-Reidling. Im Lager wurden die Raketen schließlich mit Hilfe von zwei 10t-Kränen auf eine Feldbahn verladen, mit der die Fracht zu den Lagerplätzen gebracht wurde.
 
Bestandsaufnahme 2006
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Blick auf die Lager-Hauptstrasse Richtung Süden, Standort ca. beim "ä" der Planbeschriftung "Munitionshäuser". Der Straßenunterbau stammt von 1943. Im Bereich rechts der Straße befanden sich die A4-Lagerbaracken.
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Gesprengte Reste eines der Munitionsgebäude. Standort beim "r" von "Munitionshäuser"
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Blick auf den südlichen Bereich des ehem. A4-Lagers. Es wurde überbaut duch das "Umspannwerk Dürnrohr".
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Fundamentplatte aus dem Umladebereich Normalspur-Feldbahn.
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Fundamentplatte einer der nördlichen Wohnbaracken.
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Fundamentplatte der Sanitäranlagen zwischen den beiden südlichen Wohnbaracken. Standort ca. beim "w" von "Verwaltung"
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Fundamente am nördlichen Rand des Arbeiterlagers. Dahinter befanden sich Holzbaracken ohne Betonfundamente - was auf die Verwendung als Zwangsarbeiter-Lagers schließen läßt.
 
 
(C) 2006: Schmitzberger
Fundament der Toilettanlage des Arbeiterlagers.
 

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M.S.

 

 

Quellen

Bornemann Manfred, Geheimprojekt Mittelbau, 1994

Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung Jahrgang 5, Ausgabe 14, August 2003: Zeugenaussage Siegfried Selle. http://www.tullnerfeld.net/Ausgabe14/seite10.htm (05.02.2006)

 

 

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