Gaugefechtsstand Gallitzinberg

 
 
Geschichte
 
Schon zu Beginn des 2. Weltkrieges war im Reichspropagandaamt im 3. wiener Gemeindebezirk eine Funkstation vorhanden, da moderne Telekommunikationsmittel sicherlich zu den wichtigsten propagandistischen Hilfsmitteln des NS-Regimes zählten. Im weiteren Kriegsverlauf steigerten sich die Anforderungen an diese Anlagen aber gewaltig, da zur Propaganda nun auch militärische Aufgaben kamen. Dies führte dazu, daß die Funkanlagen aus Platzmangel schon vor dem Balkanfeldzug, in neu errichtete Baracken bei der Jubiläumswarte, auf den Gallitzinberg verlegt wurden.
 
© 2000 Schmitzberger
Foto: Einer der drei erhaltenen Wachbunker auf der Wiese bei der Jubiläumswarte. In den Büschen dahinter befinden sich die Reste des Haupteinganges zur Stollenanlage
 
Mit der steigenden Wichtigkeit der Sendeanlagen wurde auch klar, daß ein gewisser Schutz vor Luftangriffen notwendig war. Schon 1942 begannen daher die Bauarbeiten an einer Stollenanlage, die in Österreich ziehmlich einzigartig war.
 
 
Beschreibung der Anlage
 
Obwohl die Ausmaße des unterirdischen Systems sehr oft maßlos übertrieben werden, so war die Ausdehnung doch beachtlich. Insgesamt hatten die Stollen eine Länge von 340 Metern und bestanden z.B. aus Sitzungsraum, Befehlsraum und Wohnräumen. Es waren 26 Fernsprecher vorhanden, die ständigen Kontakt zum Führerhauptquartier, zur Luftwaffe, zu allen Notdiensten und sogar zur Marine hielten. Von hier kamen sowohl Anweisungen an die verschiedenen Flakbatterien (z.B. die Flaktürme) als auch der berühmt-berüchtigte "Kuckuck"- Warnton für die Zivilbevölkerung.
 
© 2000 Schmitzberger
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Fotos: der zugeschütte Haupteingang und daneben liegende Barackenreste
 
Der Haupteingang lag in unmittelbarer Nachbarschaft zu den oberirdischen Baracken auf der Wiese neben der Jubiläumswarte. Dieser Bereich war durch 3 Wachbunker abgesichter, die noch heute vorhanden sind (siehe oben).

Von hier führte eine Stiege 25 Meter in den Berg hinab auf die Sohle des Hauptstollens. Sie war mehrfach abgewingelt, um bei möglichen Bombentreffern die Druckwelle zu brechen.

Der Hauptstollen selbst führte in Richtung Norden, wo er einen weiteren Ausgang hatte (ebenfalls vor Druckwellen gesichert). Vor dem Eingang befand sich ein kleiner Aggregatbunker, dessen Einrichtung der Stromversorgung der Anlagen diente (Beleuchtung, Funkanlagen, Heizung,...). Der Hauptstollen war etwa 100 Meter lang und hatte ein Profil von ca. 2x2 Metern.

 
© 2000 Schmitzberger
Fotos: der zubetonierte Nordausgang des Hauptstollens. Links vom Eingang sind Reste des Aggregatbunkers zu erkennen
 
Das Zentrum der Anlage lag in östlicher Richtung vom Hauptstollen und war zweigeschossig ausgeführt; Innenmaße rund 17m x 5m. Im Obergeschoß dieses Nebenstollens waren die Räumlichkeiten für Drahtfunk, Fernschreiber, Telefonvermittlung etc. untergebracht. Im Untergeschoß lagen die Räumlichkeiten von Schirach (Gauleiter von Wien), der Gauorganisationsraum und der Befehlsstand. Von diesen Räumlichkeiten aus wurden die Luftschutzalarme ausgelöst und die Bevölkerung via Drahtfunk/Radio über Luftmeldungen informiert.
 
 
Weitere Anlagen
 
Der Gaugefechtsstand war von einem mehrstufigen Sicherheitsgürtel umgeben. Davon künden auch heute noch mehrere Stellungen in der Umgebung. Während sich die Eingänge zum eigentlichen Stollensystem in der Kernzone des Sicherheitssystems befanden, gab es auch in den äusseren Zonen Bauten, die zum Gaugefechtsstand gehörten. Dazu zählten ein Treibstoffbunker, dessen gesprengte Reste sich nahe der Joh. Staud-Strasse in unmittelbarer Nähe eines kleinen Bildstockes befinden und 3 Quellfassungen, zur Entwässerung der Bunkeranlage.
 
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Foto: Eingang zu einer der drei Quellfassungen, östlich der Stollenanlage gelegen
 
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Foto: die zweite Quellfassung. Der Eingang ist baugleich, aber gesprengt
 
 
Noch einige hundert Meter weiter östlich befindet sich ein weiteres Bauwerk, bei dem es sich um das zu den Quellfassungen gehörende Wasserschloß handelt. Es besitzt 2 Becken, die mit Wasser gefüllt sind. Das Wasserschloß liegt innerhalb eines Forstwirtschaftlichen Sperrgebietes und konnte deshalb nicht näher untersucht werden (das Foto ist durch den Zaun entstanden).
 
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Foto: Wasserschloß
 
 
 
 
Text: M.S., mit Hinweisen von "Höhlenführer" und "Bertram"
 
 

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